Die Autobiographie der Volksschauspielerin Monika Baumgartner

Was passiert, wenn eine Schauspielerin ein Rendezvous mit ihren Rollen hat? Zum Beispiel mit Lisbeth Gruber, der Mama vom »Bergdoktor«. In ihrem berührenden Buch rückt die vielseitige Volksschauspielerin Monika Baumgartner ihren Figuren auf den Leib – und erzählt spielerisch ihr spannendes Leben. Unterhaltsam und humorvoll berichtet sie von ihrer Kindheit zu fünft auf 42 Quadratmetern, von den wilden Sechzigerjahren in München, von großen und kleinen Lieben, ihrem für damalige Verhältnisse unkonventionellen Entschluss, Schauspielerin zu werden – und all den Rollen und Begegnungen, die dies mit sich brachte. 

"Monika Baumgartner: Eine Institution, eine wundervolle Schauspielerin, ein großartiger Mensch. Die beste Filmmutter aller Zeiten und die herzlichste Kollegin obendrein. Zum Glück hat sie dieses Buch geschrieben. Sonst müsste es jemand anders tun. Lesen Sie es." 
Hans Sigl

Alles eine Frage der Einstellung

Die Autobiographie der beliebten Volksschauspielerin Monika Baumgartner, bekannt unter anderem aus „Der Bergdoktor“.
Was passiert, wenn eine Schauspielerin ein Rendezvous mit ihren Rollen hat? Zum Beispiel mit Lisbeth Gruber, der Mama vom „Bergdoktor“. In ihrem berührenden Buch rückt die beliebte Volksschauspielerin Monika Baumgartner ihren Figuren auf den Leib – und erzählt so ihr spannendes Leben.
Unterhaltsam und humorvoll berichtet sie von ihrer Kindheit zu fünft auf 42 Quadratmetern, von den wilden 1960er-Jahren in München, von großen und kleinen Lieben, ihrem für damalige Verhältnisse unkonventionellen Entschluss, Schauspielerin zu werden – und all den Rollen und illustren Begegnungen, die dies mit sich brachte. Sie erzählt, wie sie die Rolle der Rumplhanni im gleichnamigen Film ergatterte, der ihren Durchbruch bedeutete. Von Lisbeth Gruber aus der populären ZDF-Serie "Der Bergdoktor", die in diesem Buch zu ihrem veritablen Alter Ego wird. Und natürlich erzählt sie vom Handwerk. Denn wenn Monika Baumgartner keine Schauspielerin geworden wäre, dann gerne KFZ-Mechanikerin. Was ist eine Frau schließlich ohne Bohrmaschine und Kombizange?

"Monika Baumgartner: Eine Institution, eine wundervolle Schauspielerin, ein großartiger Mensch. Die beste Filmmutter aller Zeiten und die herzlichste Kollegin obendrein. Zum Glück hat sie dieses Buch geschrieben. Sonst müsste es jemand anders tun. Lesen Sie es."
Hans Sigl

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Leseprobe

Alles eine Frage der Einstellung

Das Schwarzgeräucherte hatte ich schon besorgt. Jetzt fehlte nur noch der Emmentaler. Ein kleines Stück wünschte sich meine Mutter. Sie ist zweiundneun­zig, und ich kaufe für sie ein und kümmere mich um ihren Haushalt.

»Hundert Gramm, bitte«, sagte ich.

Die Verkäuferin nahm den Käse aus der Vitrine und warf mir verstohlene Blicke zu. Ich drehte mich zur Seite, damit sie mich in Ruhe studieren konnte.

»Mögen Sie Emmentaler?«, fragte sie mich.

»Ja«, sagte ich. Das war durchaus eine berechtigte Frage, sie wusste ja nicht, dass ich für meine Mutter einkaufte. Dann wollte sie wissen, welche Käsesorten ich außerdem gern esse, und auf einmal rief sie: »Jetzt bin ich sicher! Sie sind es!«

»Ja, freilich bin ich’s«, erwiderte ich.

»Die Rumplhanni!«, erhielt ich eine andere Identität als erwartet. »Ich hab Sie an der Stimme erkannt! Der Film lief am Wochenende im Fernsehen. Wissen Sie, dass ich geweint habe? Wie schwer es die Frauen früher hatten! Aber die Rumplhanni hat sich nicht unterkriegen lassen! Das ist eine Kämpferin.« Sie lachte. »Dass ich ihr heut einen Emmentaler verkauf. Das hätt ich mir nicht träumen lassen.« Strahlend reichte sie mir das kleine Päckchen.

»Danke, Frau ...... Rumplhanni.«

Schmunzelnd schob ich meinen Einkaufswagen ein paar Meter weiter zur Brottheke und rollte dabei ein bisschen in die Vergangenheit, in die Zeit der Rumplhanni Anfang der Achtzigerjahre. Die Verfilmung dieses Buches von Lena Christ über das Leben einer Dienstmagd zu Beginn des 20. Jahrhunderts markiert meinen Durchbruch als Schauspielerin. Vierzig Jahre war es her, dass ich die Rumplhanni gespielt hatte. Vierzig Jahre! Und meine Stimme war noch immer dieselbe. Wenigstens die ist jung geblieben, lächelte ich in mich hinein.

 

»Frau Gruber!«, erscholl es da von hinten und katapultierte mich in eine Zeitmaschine. Nach vierzehn Staffeln Bergdoktor weiß ich, dass ich gemeint bin, wenn mich jemand so nennt.

»Lisbeth Gruber!« Da stand sie schon vor mir, die ältere Frau im Lodenmantel mit Kopftuch und Einkaufskorb. Und feuerroten Wangen.

Sie streckte die Hand aus. »Und wissen Sie, was ich am besten finde?«, fragte sie, als wären wir mitten in einem Gespräch unterbrochen worden, und redete gleich weiter: »Dass die beim Fernsehen so eine Rolle mit einer echten Bäuerin besetzen anstatt mit einer Schauspielerin, die nur so tut, als ob.«

Es lag mir auf der Zunge, das Missverständnis aufzuklären. Denn eine Bäuerin bin ich ja gar nicht. Da gehört schon mehr dazu, als im blauen Overall im Kuhstall zustehen und Traktor zu fahren. Dann begriff ich, was für ein wunderschönes Kompliment das war. Meine Darstellung der Mama vom Bergdoktor wurde von dieser Frau als so authentisch empfunden, dass sie sich mich gar nicht anders vorstellen konnte. In ihren Augen war ich »eine echte Bäuerin«.

Seit dem Bergdoktor passiert mir das ständig. Ich bin die Lisbeth Gruber. Manchmal werde ich lange beobachtet, bis der Groschen fällt und jemand sagt: »Jetzt hätt ich Sie beinah nicht erkannt.« Den Satz müsste man erfinden, wenn es ihn nicht schon gäbe. Gerade so, als würden wir uns kennen. Und wer ist dieses Uns? Wer ist damit gemeint? Die Rumplhanni, die Gruberin, die Gerti aus Zur Freiheit, die Theresa aus Rosowski, die Genevieve Bichler von Der ganz normale Wahnsinn?

Ja, so oder anders kennt man mich. Ich bin seit Jahr­ zehnten zu Gast in fremden Wohnzimmern. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass in Amerika Meteorologen erschossen wurden, weil ihr Wetter für Empörung sorgte. Mit dem Bergdoktor machen wir gutes Wetter. Oft bin ich gerührt von der überschwänglichen Zuneigung, die mir entgegengebracht wird. Und es ist auch eine Bestä­tigung für meine Darstellung. Kurioserweise habe ich vor einigen Jahren die Hauptrolle in einem Film gespielt, der Die Gruberin heißt. Genau genommen habe ich in rund einhundertfünfzig Filmen mitgewirkt. Doch was bei den meisten hängen geblieben ist, sind der Berg­doktor und die Rumplhanni. Und die vereinten sich an diesem Tag beim Einkaufen irgendwo zwischen Käse und Brot. Als wäre dazwischen nichts.

Aber da ist sehr viel dazwischen. Auch Theaterstücke und Inszenierungen und Lesungen, und gesungen habe ich ebenfalls, und die Leute sind vor mir davongelaufen.

Also fast. »Setzt die Schweinerei ab!«, titelte die Bild­zeitung in der Schlagzeile am 11. Juli 1985 und meinte damit das Stück Bauern sterben von Franz Xaver Kroetz. Es wurde peinlich, widerwärtig, geschmacklos, entgleist und ekelerregend genannt: »In der umstrittenen Pre­miere hob die Bauerntochter (Monika Baumgartner) den Rock und ließ sich auf der Bühne widerwärtig lieben.«

Die Leser erfuhren des Weiteren, »dass sie ihren Un­terleib mit Erde beschmiert, dass ihr Fötus in den geöffneten Bauch der toten Großmutter gelegt wird«. Und die Frage wurde gestellt: »Kunst?«

Heute würde man sich vermutlich fragen, ob man so etwas überhaupt auf die Bühne bringen könnte. In mancherlei Hinsicht waren wir früher freier. Dafür mischte sich die Kirche mehr ein. Der Sprecher von Münchens Kardinal Dr. Friedrich Wetter erklärte seinerzeit: »Dazu sagen wir nichts. Wir wollen für so ein Stück nicht auch noch Reklame machen.«

Michael Wachsmann, der Dramaturg der Münchner Kammerspiele, antwortete auf die Nichtantwort folgen dermaßen: »Dieses Stück ist ein zärtliches Märchen von dem Verlust der Heimat.«

 

Das ist auch heute noch ein Thema, und ich glaube, dass der Bergdoktor genau deshalb so erfolgreich ist. Weil bei den Grubers Heimat im Mittelpunkt steht und Familie. Werte, nach denen sich die Menschen desto mehr sehnen, je wilder die Welt wird. Eine Mama wie die Lisbeth hält das alles zusammen. Und ein Arzt in der Familie schadet auch nicht. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

Mir hat der Bergdoktor, Hans Sigl alias Martin Gruber, vor einigen Jahren wenn auch nicht das Leben, so doch die Lebensfreude gerettet.

Was die echte Mama, die Lisbeth, wohl über mich sagen würde? Ich stelle mir vor, Lisbeth Gruber, Mutter vom Bergdoktor, beäugt Monika Baumgartner, Schauspielerin.

»Was macht eine Schauspielerin?«, fragt sie mich.

»Ich kümmere mich um meine Figur«, erkläre ich.

»So was dachte ich mir schon«, sagt sie.

»Und um meine Familie, mein Haus, meinen Garten«, ergänze ich.

»Das mach ich auch«, sagt die Lisbeth und will wissen: »Können Sie melken?«

»Ja, klar.«

Skeptisch schaut sie mich an. »Woher?«, verlangt sie einen Beweis. Die Lisbeth ist keine, die etwas einfach so glaubt.

»Als Kind war ich oft bei einem Freund meines Vaters auf einem Bauernhof in Erding. Da habe ich auch Schweine gehütet.«

...

Alles eine Frage der Einstellung

Die Autobiographie der beliebten Volksschauspielerin Monika Baumgartner, bekannt unter anderem aus „Der Bergdoktor“.
Was passiert, wenn eine Schauspielerin ein Rendezvous mit ihren Rollen hat? Zum Beispiel mit Lisbeth Gruber, der Mama vom „Bergdoktor“. In ihrem berührenden Buch rückt die beliebte Volksschauspielerin Monika Baumgartner ihren Figuren auf den Leib – und erzählt so ihr spannendes Leben.
Unterhaltsam und humorvoll berichtet sie von ihrer Kindheit zu fünft auf 42 Quadratmetern, von den wilden 1960er-Jahren in München, von großen und kleinen Lieben, ihrem für damalige Verhältnisse unkonventionellen Entschluss, Schauspielerin zu werden – und all den Rollen und illustren Begegnungen, die dies mit sich brachte. Sie erzählt, wie sie die Rolle der Rumplhanni im gleichnamigen Film ergatterte, der ihren Durchbruch bedeutete. Von Lisbeth Gruber aus der populären ZDF-Serie "Der Bergdoktor", die in diesem Buch zu ihrem veritablen Alter Ego wird. Und natürlich erzählt sie vom Handwerk. Denn wenn Monika Baumgartner keine Schauspielerin geworden wäre, dann gerne KFZ-Mechanikerin. Was ist eine Frau schließlich ohne Bohrmaschine und Kombizange?

"Monika Baumgartner: Eine Institution, eine wundervolle Schauspielerin, ein großartiger Mensch. Die beste Filmmutter aller Zeiten und die herzlichste Kollegin obendrein. Zum Glück hat sie dieses Buch geschrieben. Sonst müsste es jemand anders tun. Lesen Sie es."
Hans Sigl

Gebundene Ausgabe 19,99 €
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