Sprechen Sie Arzt?
Arzt und Patient – diese Beziehung ist wichtig, oft sogar lebenswichtig. Doch leider steckt sie häufig in der Krise. »Der Arzt versteht mich nicht!«, »Nie hat er Zeit für mich!«, »Ich hab einfach kein Vertrauen mehr!«. Oft sind es Gedanken wie diese, die das Verhältnis zwischen Arzt und Patient belasten. Mangelnde Empathie und Zuwendung führen zu Frust und Zweifel, behindern sogar Therapieerfolge.
So darf es nicht bleiben. Die erfahrene Ärztin Dr. Yael Adler weiß aus ihrer Praxis, welche Typen von Ärzten und Patienten es gibt, wie beide ticken und welche Rollen sie in dieser besonderen Beziehung spielen. Sie verrät im Buch »Wir müssen reden, Frau Doktor!«, wie wir es schaffen, dass der Arzt uns wirklich zuhört und auch wir besser verstehen, was er uns sagen will. So werden Arzt und Patient zu einem richtig starken Team. Ein Team, das auch die schweren Momente einer Krankheit erfolgreich meistern kann – und zwar im vertrauensvollen Miteinander.


Wir müssen reden, Frau Doktor!
Wir müssen reden, Frau Doktor!
Im Gespräch mit Dr. med. Yael Adler
Frau Adler, was ist der größte Fehler, den ein Arzt gegenüber einem Patienten im Arztgespräch machen kann?
Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist »Beziehungsarbeit«. Das ist wie in der Liebe. Wenn der Arzt nicht zuhört oder ständig an den Bedürfnissen des Patienten vorbeiredet, gerät die Beziehung in Gefahr. Ärzte sollten sich Patienten gegenüber respektvoll und empathisch verhalten, es sollte eine Partnerschaft auf Augenhöhe sein. Verliert ein Patient das Vertrauen, kann das sogar den Heilungserfolg bedrohen.
Was sollte ein Patient unbedingt vermeiden?
Ein Patient sollte auf keinen Fall die gesamte Verantwortung dem Arzt überlassen: »Frau Doktor, Sie machen das schon...« Eine gute Beziehung braucht zwei gleichwertige Partner. Deshalb sollten Patienten ihre Rechte und Pflichten kennen und gut vorbereitet zum Arzttermin kommen. Natürlich hilft es auch, pünktlich zu sein und im Arztgespräch möglichst wenig zu flunkern. Also nicht heimlich die Tabletten absetzen und dann so tun, als hätte man sie doch genommen.
Wie bereitet man sich am besten auf den Besuch bei einem Arzt vor, den man nicht kennt?
Bereiten Sie am besten eine Checkliste vor mit den wichtigen Themen, die Sie besprechen wollen, und kündigen Sie diese Liste am Anfang auch an, damit der Arzt sich die Zeit einteilen kann. Bringen Sie – wenn möglich – alle wichtigen Unterlagen mit, wie Arztbriefe, Laborwerte und Vorbefunde. Sollte es um eine ernste Erkrankung oder eine komplizierte Diagnose gehen, lassen Sie sich von einem nahestehenden Menschen begleiten, denn vier Ohren hören mehr als zwei.
Mal ehrlich, Frau Adler, sind Sie selbst eine Vorzeigepatientin, wenn sie krank sind?
Ich bin ein Hypochonder, also etwas neurotisch ängstlich. Das macht mich vermutlich nicht zu einer Idealpatientin, aber hoffentlich zu einer guten Ärztin, da ich nachvollziehen kann, wie man sich als Patient fühlt mit all den Ängsten und Sorgen. Zudem bin ich gut informiert und bestens vernetzt mit Kollegen diverser Fachrichtungen, denn man weiß ja nie ... Ich ernähre mich gesund und treibe Sport, um das Schicksal nicht unnötig zu provozieren. Als Patientin möchte ich verstehen, was der Arztkollege denkt und vorschlägt, und ich benötige gute Erklärungen, aber auch Beruhigung, Perspektive und Hoffnung. Da sind auch wir Ärzte nur Menschen.

