Selbst ist die Frau, denn Irren ist männlich

Als Frauen wird unsere Schlagfertigkeit regelmäßig auf die Probe gestellt. Besonders dann, wenn Männer uns mal wieder die Welt erklären wollen. Und wir? Lassen sie damit zu oft durchkommen. Dabei sind es nicht selten Ladys, die den Laden zusammenhalten. Höchste Zeit also, dass wir den Erklärbären dieser Welt das Tanzen beibringen! Ob im Beruf, der Familie, dem Privatleben oder im Alltag: Nicole Staudinger zeigt, wie frau sich schlagfertig behauptet, ohne die Nerven oder die gute Laune zu verlieren.

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Männer sind auch nur Menschen

Meine Freundin Annett arbeitet in einer führenden Position in der Baubranche. Diese Branche, das können Sie sich denken, ist immer noch schwer männerdominiert. Interessierte meine Freundin nie.

»Annett, wie sieht denn deine nächste Woche aus?«

»Ach, fast wie immer, außer, dass ich eine Rede vor versammelter Belegschaft halte.«

»Wie spannend! Bist du aufgeregt?«

»Nö. Warum?«

»Ich dachte nur. Wie viele Mitarbeiter seid ihr denn?«

»So um die fünfhundert und es kommen alle.«

»Hui, ich bin schon beim Zuhören aufgeregt!«

»Ich weiß, was ich sagen will, und der Rest kommt von allein.«

»Überwiegend Männer?«

»99 Prozent.«

»Darf ich mich dazwischenmogeln? Mich interessiert, wie du die händelst und ob ich einen Unterschied zu meinem überwiegend weiblichen Publikum feststellen kann.«

»Ja und ja«, sie lacht. »Du wirst einen Unterschied merken, das verspreche ich dir.«

Ich interessiere mich für die Jobs aller meiner Freundinnen, und wenn ich die Gelegenheit bekomme, schaue ich mir gerne genauer an, wie sie in ihrem Arbeitsumfeld agieren. Aber im verschwörerischen Lachen meiner Freundin lag noch so viel mehr: Das wirst du nicht glauben, bis du es selbst erlebt hast ...

Gesagt, getan.

Der Tag kam, ich schummelte mich ganz hinten in den großen Konferenzraum eines Tagungshotels und fiel im Prinzip nur durch mein Geschlecht auf. Die 99 Prozent Männeranteil waren nicht übertrieben.

Inhaltlich verstand ich rein gar nichts von dem, was Annett auf der Bühne präsentierte, aber ich konzentrierte mich ohnehin auf ihre Rhetorik und Körpersprache.

Und die beeindruckte mich schwer.

Ihr Stand war fest, denn die Füße hatte sie etwas weiter auseinandergestellt. Dadurch war sie geerdet. Das ist das Wort, das mir dazu einfällt. Sie war geerdet in allem, was sie während des Vortrags tat. Aber am beeindruckendsten empfand ich ihre Stimmlage und Atmung. Mensch, was für eine coole Socke! Tiefe, sonore Stimme, keine – nicht den Hauch einer – Spur von Nervosität. Und alle klebten an ihren Lippen.

Fast alle.

Bis auf die letzte Reihe.

Hier kam plötzlich Gekicher auf. Zwei Männer starteten mit anzüglichen Bemerkungen. Auch ohne den Inhalt zu verstehen, war durch die Handbewegungen klar, worüber man sich gerade austauschte. Die Oberweite meiner Freundin schien in jedem Fall mehr als der Inhalt der Rede zu interessieren.

Zu Beginn fiel es kaum auf, weil die Herren eben ganz hinten saßen. Doch die Stille Post zog schnell ihre Kreise, und Annett, die alle Zuhörer im Blick hatte, bekam das mit.

Während mir der Schweiß ausbrach, ließ sie sich gar keine Reaktion entlocken. Doch es musste in ihrem Kopf rattern,  war ich sicher. Es lag an ihr, binnen Sekunden eine Entscheidung zu treffen: Gehst du darauf ein oder hoffst du, dass es sich von selbst er­ledigt?

Denken und reden. Eine Fähigkeit, die nicht einfach ist, aber gute Speaker zeichnen sich genau darin aus.

Da ich mich als blinder Passagier nicht äußern durfte, und glauben Sie mir: Das fiel mir wirklich schwer, blieb mir wohl oder übel nur die Rolle der Beobachterin.

Was würde ich tun?

Was würden Sie tun?

Die Herren tuschelten weiter, die Kreise wurden größer.

Köpfe drehten sich um und wollten an dem Spaß teilhaben.

»Entschuldigen Sie, wie war noch mal Ihr Name?«, fragte da meine Freundin von der Bühne herunter laut und deutlich den Kollegen, der aus ihrer Sicht federführend war. Sie nahm festen und selbstbewussten Blickkontakt auf.

»Kaufmann!«, antwortete dieser, ohne eine Spur eingeschüchtert zu sein.

Die Stimmung im Saal: in nur zwei Sekunden zum Schneiden.

Der »Kampf« war eröffnet.

»Lieber Herr Kaufmann, sind Sie so nett und wiederholen das Ganze noch mal laut für alle?«

Sämtliche Anwesenden drehten sich um.

Herr Kaufmann saß auf dem Präsentierteller.

Und jetzt sah man ihm an, dass er sich unwohl fühlte. Sicher wog er ab, ob er mit »Wir überlegen uns gerade, welcher Quote Sie Ihren Job zu verdanken haben« oder einer diplomatischeren Antwort kontern sollte.

Er entschied sich für Letzteres, vermutlich, weil sein Chef ebenfalls anwesend war:

»Ach, schon gut«, gab er klein bei.

Im Gegensatz zu Annett.

Die machte den Sack zu: »Ich dachte mir, dass es nichts Relevantes sein kann. Weiter im Text.«

 

»O Gott, Annett, ich verneige mich vor dir!«

»Warum?«

»Wie du das gemeistert hast, ohne die Nerven zu verlieren.«

»Das ist hier mein Alltag, daran habe ich mich gewöhnt. So etwas macht mich nicht mehr wuschig.«

Wir unterhielten uns noch lange darüber, und Annett weihte mich in ihr Geheimnis ein. Folgendes hat sie über die Zeit für sich erkannt:

 

Überlebensstrategien von Annett:

  • Der Schutzschild

Taaaadaaaa! Da ist er wieder, meine Damen. Wir haben schon in der Schlagfertigkeitsqueen ausführlich darüber gesprochen. Bevor Annett zur Arbeit geht, zieht sie ihn hoch. Er hilft ihr, Kommentare, die nicht zur inhaltlichen Debatte beitragen, an sich abprallen zu lassen.

  • Everybody’s Darling vs. Mäuschen vom Dienst

Einen Tod muss man sterben. Annett sagt: »Entweder ich riskiere, dass dieser eine Kollege mich doof findet, oder aber, dass mein ganzer Vortrag gesprengt wird.«

  • Der Ton macht die Musik

Nicht dass Annetts Ton überaus freundlich gewesen wäre, aber er war »harmlos«. Weil der Inhalt des Gesagten so knackig war. Je deutlicher die Nachricht, desto harmloser der Tonfall.

  • Nicht verallgemeinern

»Du hast gesehen, wie viele Zuschauer da waren. Die, die Unruhe gestiftet haben, waren nur ein paar. Die standen weder stellvertretend für alle, noch war es die Masse. Sprich: Der eine, der angefangen hat, hat es einfach nicht verdient, dass ich ihm so viel Aufmerksamkeit schenke.«

 

Ja, Ladys, so geht’s eben auch.

Nicht nur, dass mich Annetts Verhalten auf der Bühne grenzenlos beeindruckt hat. Am erstaunlichsten war für mich die Tatsache, dass der Zwischenfall sie wirklich nicht mitgenommen hat.

Die Sache war in dem Moment für sie abgehakt, als sie ihren Satz ausgesprochen hatte. Nach dem Vortrag in der Lobby begegnete sie dem Kollegen Kaufmann völlig unvoreingenommen und sogar freundlich. Sie hat es ihm nicht nachgetragen.

Wie hat sie das geschafft?

Annett hat ihr Fass leerlaufen lassen. Sie hat sich nichts verdrückt, wie wir es oft tun. Sie hat das Problem in dem Moment angepackt, in dem es aufgetaucht ist, und so dem Frust erst gar keine Chance gegeben, sich durch sie hindurchzufressen.

Zwischen der ersten Reaktion und dem Wegpacken gibt es nämlich noch ein paar Stufen. Wir, ich nehme mich davon nicht aus, reagieren vielleicht auf den »Bühnen« dieser Welt noch souverän, aber nachher, allein im Auto, kommen die Selbstzweifel oder der Ärger hoch.

Annetts Strategien geben ihr Kraft und Zuversicht, um angstbefreit in die nächste Situation zu gehen, anstatt in einer Habtachtstellung zu verharren, was sicherlich negative Auswirkungen auf ihren nächsten Vortrag vor vielen Menschen hätte.

Wenn ich eines in den letzten Jahren gelernt habe, dann ist es das: Menschen in Habtachtstellung können nicht über sich hinauswachsen und letztlich das Leben nicht genießen. Das gilt für sprachlose gleichermaßen wie für angstbelastete Menschen (beispielsweise nach einer schweren Erkrankung).

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Männer sind auch nur Menschen

Der humorvolle Erfahrungsbericht, der beweist: Selbst ist die Frau, denn Irren ist männlich!
Die beliebte Bestseller-Autorin Nicole Staudinger zeigt, wie es jeder Frau gelingt, die eigene Schlagfertigkeit zu entfesseln, sich von Selbstzweifeln frei zu machen und sich im Umgang mit Männern majestätisch und selbstbewusst zu behaupten: "Loyalität unter uns Ladys ist der beste Weg, Männern charmant die Stirn zu bieten!"
Als Frauen wird unsere Schlagfertigkeit regelmäßig auf die Probe gestellt. Besonders dann, wenn die Männer in unserem Leben mal wieder das letzte Wort haben müssen und uns die Welt erklären wollen. Und wir? Lassen sie damit zu oft durchkommen. Dabei sind es nicht selten Ladys, die den Laden zusammenhalten und sich bei genauerem Hinsehen als wahre Superheldinnen des Alltags entpuppen. Höchste Zeit also, dass wir uns unserer stärksten Seiten bewusst werden und den Erklärbären dieser Welt das Tanzen beibringen!
Ob im Beruf, der Familie, dem Privatleben oder im Alltag: Bestseller-Autorin Nicole Staudinger zeigt, wie Frau sich schlagfertig behauptet, ohne die Nerven oder die gute Laune zu verlieren.
"Eine Frau, die sich traut." Bettina Böttinger
"Sie ist auf der richtigen Seite, und das tut gut." Susanne Fröhlich

Paperback 12,99 €
E-Book 9,99 €

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