Wie löst man einen Fall, der unmöglich scheint?

Wie kann eine Person an mehreren Orten zugleich sein? Was physikalisch vollkommen unmöglich ist, geschieht in ganz Deutschland: Überall werden Teenager entführt, die Eltern kurz darauf ermordet. Und allen Beweisen nach wurden die Taten zur selben Zeit und von derselben Person verübt! Kommissarin Olivia Holzmann vom LKA Berlin tappt im Dunkeln und weiß nur, dass den Jugendlichen die Zeit davonläuft. Um diesen scheinbar übernatürlichen Fall zu lösen, bedarf es der Fähigkeiten dreier besonderer Ermittler*innen: der Willensstärke von Olivia Holzmann, der genialen Beobachtungsgabe ihres Mentors Severin Boesherz und der Erfahrung der pensionierten Kommissarin Esther Wardy. Die drei ahnen nicht, wie leicht ihnen der Täter jederzeit das Liebste nehmen kann, das sie besitzen …

Wer in das Auge des Zebras blickt, wird mit einer total sympathischen Ermittlerin, einer düster-faszinierenden Geschichte und an jedem Kapitelende mit einem überraschenden Twist belohnt!
Sebastian Fitzek

Im Auge des Zebras

Bestseller
Taschenbuch 12,99 €
E-Book 4,99 €
Vincent Kliesch

Vincent Kliesch

Vincent Kliesch wurde in Berlin-Zehlendorf geboren, wo er bis heute lebt. Im Jahre 2010 startete er mit dem Bestseller »Die Reinheit des Todes« seine erste erfolgreiche Thriller-Serie, weitere folgten. Die »Auris«-Reihe um den forensischen Phonetiker Matthias Hegel schreibt Vincent Kliesch nach einer Idee seines Freundes Sebastian Fitzek.

Leseprobe

Im Auge des Zebras

KAPITEL 1

FJODOR SOKOLOV

»Wenn man will, dass etwas unbemerkt bleibt, dann sollte man es in aller Öffentlichkeit tun. Mit der größten Selbstverständlichkeit, unter aller Augen.« Fjodor Sokolov lehnte sich in dem schmuddeligen, abgenutzten Plastikstuhl zurück, schloss für einen Moment die Augen und faltete die Hände in seinem Schoß. »Das hat mein Vater mir beigebracht. Er war ein großer Zauberer beim Staatszirkus. Er hat mich alles über die Kunst der Täuschung gelehrt!«

Ein Lächeln huschte über Sokolovs Gesicht. So wie immer, wenn er sich an seinen Vater erinnerte. Mochten sie doch alle sagen, was sie wollten. Zu Hause in Russland, wo Sokolov als Teenager in den Zeiten des Kalten Krieges aufgewachsen war, nachdem er zuvor zehn Jahre in der DDR verbracht und dabei Deutsch gelernt hatte. Ein Spion sei sein Vater gewesen, ein Verräter, der seine eigenen Freunde und Kollegen hatte über die Klinge springen lassen. Damals, in der Zeit, in der man in der Sowjetunion gut daran getan hatte, sich für die richtige Seite zu entscheiden. Der KGB, so sagten sie, hatte ihn erschießen lassen. Während der Zeit der Entspannung zwischen Ost und West, als die Interessen sich plötzlich gewandelt hatten und die, die zuvor noch nützlich gewesen waren, plötzlich zum Problem zu werden drohten. Doch Fjodor Sokolov waren diese Gerüchte gleichgültig. Er bewertete seinen Vater nicht nach dem, was man ihm nachsagte. Auch wenn es mit großer Wahrscheinlichkeit alles stimmte. Für ihn war Artjom Sokolov der Mann, der ihn gelehrt hatte, was er brauchte, um in der Welt zu überleben. Ganz gleich, wie auch immer diese Welt sich wandeln würde. Und sein Vater war dabei nicht zimperlich gewesen. Nicht in den Tagen, an denen er den jungen Fjodor hatte hungern lassen, um ihn die Kunst der Selbstbeherrschung zu lehren. Nicht in den Nächten, die er ihn draußen im Schuppen den eisigen Temperaturen des russischen Winters ausgesetzt hatte, um ihn abzuhärten. Und nicht während der Kämpfe, in denen er seinen Sohn so lange verprügelt hatte, bis dieser es endlich verstand, sich zur Wehr zu setzen. Bestimmt hatte Artjom Sokolov während der Zeit, bevor der politische Wind sich gedreht hatte, noch so manch einen unliebsamen Zeugen seiner Machenschaften über die Klinge springen lassen. Doch am Ende war es auch für ihn gekommen, wie es kommen musste. Immerhin, der politische Wandel, der seinen Vater das Leben gekostet hatte, sollte seinen Sohn reich machen. Wenn auch nicht in der Spionage. Und das, obwohl Sokolov ein sehr aufmerksamer Spion war. Gerade dann, wenn er Menschen traf wie Marc Donder. Und diese Frau, die ihn begleitete, kein Wort sprach und sich ihm nicht vorgestellt hatte.

»Zaubern Sie uns jetzt ein Kaninchen aus dem Hut, oder kommen wir zum Geschäft?« Marc Donder zog ebenfalls einen Plastikstuhl zu sich heran und nahm Sokolov gegenüber Platz.
Seine Begleiterin blieb ebenso stehen wie Boris, Sokolovs Assistent, der ihm keine Sekunde lang von der Seite wich. Sokolov würdigte die Frau eines kurzen Blickes. Wie unglaublich gut sie sich darauf verstand, gleichzeitig grimmig und aufmerksam zu wirken. Sie wäre bestimmt eine tolle Sportlerin in der UdSSR gewesen. Schlank, trainiert, sogar Muskeln ließen sich durch ihr eng anliegendes Hemd hindurch ausmachen. Aber dennoch keine drogenverseuchte Amazone, eher eine natürliche Sportlerin. Eigentlich zu schade für einen Männerjob, aber die Welt hatte sich eben leider nicht nur dort verändert, wo es Sokolov gefiel.
»Was Sie mir vorschlagen, klingt unmöglich. Und mich interessieren Männer, die das Unmögliche wagen.« Sokolov wandte seinen Blick von der Frau ab und sah zu Donder. Was für ein beliebiger Typ das doch war. Normal groß, durchschnittliche Statur, mit diesem langweiligen Bart, den in Berlin offenbar alle Männer trugen, die älter als siebzehn waren. Gekleidet in einen Anzug, der vermutlich tausend Euro gekostet hatte und trotzdem nicht anders aussah als einer, den man für ein Taschengeld im Internet bestellen konnte. Ein weiteres Herdentier, das sich an den Versuch wagte, zu den großen Jungs aufzusteigen.
»Sie sind also an unserem Angebot interessiert?« Donder verzog keine Miene.

Der große weiße Wal glitt sanft über die ruhige Wasseroberfläche. Es war schon Nachmittag, aber die Temperaturen lagen immer noch über zwanzig Grad. Nicht der heißeste Sommer, den Berlin in den vergangenen Jahren erlebt hatte, doch die Ausflugsziele der Hauptstadt erfreuten sich dennoch großer Beliebtheit. So wie auch der etwas in die Jahre gekommene Dampfer, der in Design und Namen an den Roman Moby Dick von Herman Melville angelehnt war. Sokolov wandte seinen Blick von Donder ab und ließ ihn hinaus in Richtung Ufer schweifen. Während sich der Geruch des von der Sonne aufgeheizten Wassers zunehmend stärker mit dem von Bier und Bockwurst vermischte, entfernte sich das sichere Festland immer schneller von ihnen, während der Dampfer sie weiter und weiter auf den Tegeler See hinaustrug.
»Berlin ist in der Hand der Libanesen, und die werden von den Kolumbianern beliefert.« Sokolov senkte seine Sprechlautstärke nicht, obwohl die vier von allerlei Menschen umgeben waren, die auf dem Dampfer hin und her liefen. »Sie haben meinem Assistenten Boris erzählt, dass die Libanesen ihre Ware trotzdem bald nur noch von mir kaufen werden. Da das praktisch unmöglich ist, wollte ich mir gern anhören, wie Sie zu dieser kühnen Behauptung kommen. Also bitte, erzählen Sie mehr.«
Von fern stieg das Grölen der Männer auf, die weiter hinten auf dem Deck des Dampfers versammelt waren, ganz in der Nähe der Schwanzflosse des Wals. Ihrer Kleidung nach gehörten sie einem Kegelverein an. Sokolov bemerkte in Donders Hintergrund, wie eine ältere Dame, die mit einer Freundin einen Cappuccino trank, mit genervtem Gesichtsausdruck zu den Kegelbrüdern hinübersah, bevor sie sich wieder ihrer Gesprächspartnerin zuwandte.
»Wir können es möglich machen, dass Sie den Libanesen wesentlich bessere Preise bieten. Und das für Ware von höherer Qualität!«
»Wie sollte das gehen? Unsere Preise sind am Limit kalkuliert, der Markt unterliegt ganz genauso den Gesetzen von Angebot und Nachfrage wie jeder andere auch. Wir können die Kolumbianer nicht unterbieten.«
Donder zuckte mit den Schultern. »Dank uns werden Sie das können. Und trotzdem viel mehr verdienen als vorher!«

Drei Teenager in kurzen Hosen polterten von unten auf das Deck und setzten sich laut lachend an den Tisch, der nur wenige Meter von Sokolov, Donder und deren Begleitern entfernt stand. Die Mädchen mochten vielleicht fünfzehn oder sechzehn sein, eine von ihnen hatte ein Eis in der Hand, die beiden anderen machten Fotos mit ihren Handys. Sokolov sah mit geringschätzigem Blick zu ihnen hinüber und sprach dann ungerührt weiter.
»Also gut, was können Sie mir anbieten?«
Donder lehnte sich zurück. »Wie Sie wissen, schafft es nur etwa die Hälfte der Ware, die in den Produktionsländern verschifft wird, durch die Kontrollen der deutschen Behörden bis in den Hamburger Hafen und somit zu den Abnehmern. Mit diesem Wert kalkulieren alle Beteiligten, und das hält den Verkaufspreis für den Endverbraucher stabil. Genau an diesem Punkt setzen wir mit unserer Organisation an. Wir verfügen über eine Infrastruktur, die es uns ermöglicht, bis zu siebzig Prozent der Ware durch die Kontrollen zu bringen. Und wir allein können entscheiden, welchem Händler wir diesen Service zuteilwerden lassen. Sie könnten durch uns also viel mehr Ware nach Deutschland bringen als die Kolumbianer, und Sie hätten dann entsprechend mehr zu verkaufen. Damit könnten Sie den Libanesen in Berlin bessere Qualität zu günstigeren Preisen bieten.«
Sokolov führte seinen rechten Zeigefinger vor den Mund und schloss die Augen. Ohne sie wieder zu öffnen, fragte er: »Und was wollen Sie für diesen Service haben?« Auch wenn er Donder jetzt nicht ansah, konnte er an dessen Stimmklang erkennen, dass er lächelte. Vermutlich siegessicher.
»Wir bekommen eine reine Erfolgsprämie. Zwei Prozent für jedes Kilo, das wir im Vergleich zum bisherigen Standard zusätzlich durch die Kontrollen bringen. Von den Libanesen bekommen wir noch mal ein Prozent auf das, was sie durch uns sparen.«

Sokolov öffnete die Augen. Er sah Donder an, als wäre dieser eines der Schulmädchen, die am Nebentisch noch immer lachten und mit ihren Smartphones herumspielten. Und das, obwohl dieser Deutsche mit dem langweiligen Bart alles andere als dumm zu sein schien. Nichts Bedrohliches hatte er an sich, keine sichtbaren Tattoos, Narben oder sonstige Anzeichen dafür, dass er ein raues Leben außerhalb der normalen Gesellschaft geführt hatte. Dieser aalglatte Kerl, der wie der Sohn eines Bankers wirkte. Einer, dem man beinahe vertrauen könnte. Wenn es nicht so wäre, dass Fjodor Sokolov absolut niemandem vertraute. Und schon gar keinem gelackten Fritzy mit einer anscheinend stummen, ernst dreinblickenden Amazone im Schlepp, der ihm gerade ein Angebot unterbreitet hatte, das zu gut klang, um wahr zu sein – und es gerade deswegen eigentlich sein musste. Immerhin, wer würde es schon wagen, Fjodor Sokolov mit einer derart unglaublichen Geschichte reinlegen zu wollen?

 

Buch Mockup Vincent Kliesch: Im Auge des Zebras

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