Pflichtlektüre für alle Fußball-Romantiker!
Hermann Gerland ist eines der letzten Fußball-Urgesteine. Der gelernte Bankkaufmann und ehemalige VfL-Bochum-Profi kennt die Bundesliga seit 50 Jahren. Er wuchs in einer Bergarbeiter-Siedlung in Bochum auf, verlor mit neun Jahren seinen Vater und hat früh gelernt, was es heißt, sich durchzubeißen. Bis heute ist er seinen Werten und Wurzeln treu geblieben – und genießt allergrößtes Ansehen weit über den Fußballplatz hinaus. Nun blickt der Co-Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft zurück auf sein Leben und erzählt unter Mitarbeit des Sportjournalisten Christian Eichler, was ihm der Fußball gegeben hat, welchen Wandel der Lieblingssport der Deutschen durchgemacht hat und vor welchen Herausforderungen der Profi-Fußball heute steht.
Immer auf'm Platz
BestsellerLeseprobe
Immer auf'm Platz
Prolog: Pass auf, dass der erste Schuss trifft
Das Telefon klingelt. Wer könnte das sein? Es ist schon später Abend, da ruft normalerweise niemand mehr bei uns an. Später Abend an einem bis dahin normalen Tag im Trainerleben. Irgendwann um die Jahrtausendwende, irgendwo bei Bielefeld.
Meine Frau ist schon im Bett. Ich will mich auch gerade schlafen legen. Stehe wieder auf, als das Telefon klingelt. Das Festnetz, nicht das Handy. Ich hebe den Hörer ab. Und höre eine wütende Stimme.
»Wer ist das denn?«, fragt meine Frau.
»Einer, der mich umbringen will.«
Ein Fan der Arminia aus Bielefeld, mit der ich als Trainer auf einem Abstiegsplatz stehe.
Ich sage in die Sprechmuschel: »Junge, kein Problem. Komm vorbei, ich wohne Adenauerstraße 95. Ich ziehe mich wieder an, dann gehe ich raus und warte eine Stunde auf dich. Wenn du eine Waffe mitbringst, pass auf, dass der erste Schuss trifft. Wenn nicht, sieh zu, dass du heil nach Hause kommst.«
Ich lege auf und ziehe mich wieder an.
Meine Frau sagt: »Bist du verrückt?«
Ich sage: »Gudrun, das weißt du doch.«
Ich war mein Leben lang Verteidiger. Auf der Straße habe ich meine Geschwister und meine Freunde verteidigt. Auf dem Fußballplatz meine Mannschaft. In der Chefetage von Bayern München meine Spieler. Ich bin keinem Zweikampf aus dem Weg gegangen. Auch diesem würde ich nicht aus dem Weg gehen.
Ich gehe also raus, vor die Haustür. Gehe noch ein Stück weiter, weil unser Bauernhof etwas abseits liegt, gehe bis zur Straße. Und warte.
"Er ist einer der ehrlichsten Menschen, die ich erlebt habe."
Hansi Flick
