Ein Paar. Eine Autofahrt. Ein bevorstehendes Unglück.

Robbie ist glücklich, dass Jenn nach acht Monaten Trennung wieder bei ihm ist. Ihr scheint es genauso zu gehen: Zwei Mal drückt sie seine Hand – ihr geheimer Code für »Ich liebe dich«. Dann dreht sie sich zu ihm und sagt: »Ich muss dir etwas sagen.« In dem Moment starrt Robbie in die Scheinwerfer eines Lkws, der in ihr Auto zu krachen droht. Im nächsten Augenblick findet er sich als Zuschauer auf einer Reise durch Jenns wichtigste Erinnerungen wieder. Kann er so herausfinden, was acht Monate zuvor wirklich passiert ist? Und wenn er es weiß, kann er dann verhindern, was gleich geschehen wird – oder bereits geschehen ist?

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Emma Steele

Emma Steele

Emma Steele ist Anwältin und lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern und einem aufgeweckten Welpen in Edinburgh. Bücher sind ihre große Leidenschaft, und sie liest große emotionale Liebesgeschichten gleichermaßen gern wie spannende Thriller. Nach „Die Sekunde zwischen dir und mir“ veröffentlicht sie mit "Während ich hier bin" ihren zweiten Roman.

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Wenn er in diesem Moment ihre Gedanken lesen könnte, wüsste er, wie viel ihr das hier bedeutet. Einfach nur mit ihm im Auto zu sitzen. Durch das beschlagene Fenster schaut sie hinaus in die Dunkelheit, wo Häuser und Straßenlaternen wie in einem verschwommenen Film an ihr vorbeiziehen. Sie wischt die Scheibe mit der Hand bis auf einen Fleck in der Mitte sauber. Ihr Spiegelbild lächelt sie geisterhaft an. Und auf einmal ist es wieder da, dieses schreckliche, flaue, mulmige Gefühl in der Magengrube. Hastig schaut sie zu Robbie hinüber, lässt den Blick von seinen kräftigen Händen auf dem Lenkrad zu den rauen Bartstoppeln und den zerzausten dunklen Haaren hinaufwandern. Er war ihr immer zu groß für den beengten Wagen vorgekommen – wie ein Clown in einem Spielzeugauto, dessen Knie fast das Armaturenbrett verdecken. Auf eines dieser Knie legt sie jetzt die Hand, versucht, sich nur auf ihn zu konzentrieren, auf die Liebe, die sie für ihn empfindet. Gut, dass sie zurückgekommen ist. »Warum lächelst du?«, fragt er leise, legt seine Hand auf ihre und drückt zweimal – genau wie früher. Ich liebe dich. Sie lehnt den Kopf zurück. »Nur so. Weil ich glücklich bin«, sagt sie lächelnd. Erinnerungen wirbeln ihr durch den Kopf: wie sie einander vor fünf Jahren zum ersten Mal begegneten, sich verliebten, zusammenzogen. Tausend wunderbare Momente, die in ihr aufsteigen wie Seifenblasen. Auch andere Erlebnisse kommen ihr kurz in den Sinn, doch die schiebt sie beiseite. Sie sind nicht mehr von Bedeutung. Die letzte Nacht, ihre erste gemeinsame nach acht Monaten der Trennung, hätte schöner nicht sein können. Wie er im Türrahmen stand, der beinahe ungläubige Blick in seinen Augen, sein vertrauter Geruch. Einen kurzen Moment hatten beide gezögert, dann ließ er die Hände über ihre Haut gleiten, presste seinen Mund auf ihren, und sie taumelten ins Schlafzimmer und rissen sich ungeduldig die Kleider vom Leib, fieberhaft, wie berauscht, als wären sie nie getrennt gewesen. O Gott. Sie fühlte sich wieder wie damals, als sie sich kennengelernt hatten: fünfundzwanzig und trunken vor Liebe. Später, als sie nebeneinander im Dunkeln lagen, hatte er ein kleines Geschenk hervorgekramt  – ein Tütchen Jellybeans. Sie hatte den Kopf auf seine Brust gelegt und gelacht. Oh, Jellybeans! Was hatte ihr diese Geste bedeutet, selbst wenn sie keine Ahnung hatte, wie es mit ihnen weitergehen sollte! Das quälende, bohrende, nagende Gefühl im Magen ist zurück. Sag ihm die Wahrheit. »Wie war’s bei der Arbeit?«, erkundigt er sich, und sie muss lächeln. Es geht ihr gut. Alles kommt wieder in Ordnung. »Prima, alles bestens«, sagt sie und nickt entschlossen. »Es ist schön, zurück zu sein.« Sie hatte die Arbeit als Ärztin vermisst, das Gefühl, gebraucht zu werden, ihr Gehirn so einzusetzen, wie sie es gelernt hat. Es hatte sich komisch angefühlt, all dem, wenn auch nur vorübergehend, den Rücken zu kehren. Der Wagen wird langsamer, als sie auf eine Kreuzung zusteuern, und Jenn blickt zum Edinburgh Castle hinauf, das in der Ferne imposant auf einem Felsen thront. Sie findet es schön, dass man es aus jedem Winkel in der Stadt sehen kann, wie einen Leuchtturm auf einer Anhöhe. Der Motor vibriert, und der Wind peitscht gegen die Windschutzscheibe. »Totale Anarchie wie immer?«, fragt er grinsend. Sie lacht, als sie die vertrauten Worte hört. »Oh, ja, totale Anarchie. Muss ich dir ja nicht erzählen.« »Die können von Glück sagen, dass du wieder da bist«, sagt er. »So wie ich.« Sie mag, dass er immer geradeheraus sagt, was er denkt. Egal, worum es geht, egal, ob es gut oder schlecht ist. Ihr dagegen ist es immer schwergefallen, über Dinge zu sprechen, die sie bedrücken. Das Allerletzte, was sie will, ist, andere mit ihren Problemen zu belasten. Bemitleidet zu werden. Aus ihrem Rucksack erklingt ein Piepton, und sie zieht ihr zerkratztes Smartphone aus dem Seitenfach. Kaum hat sie den Bildschirm entsperrt, hat sie das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nein, nein, nein, doch nicht jetzt. Noch nicht. Ihr Herz hämmert in ihrer Brust. O Gott. Verzweifelt wünscht sie sich, die Ampel würde endlich auf Grün umspringen, damit sie weiterfahren können. Sie spürt, wie Panik sie überkommt, wie das Blut kribbelnd durch ihre Adern rauscht. Sie stehen ganz vorn an der Kreuzung, und die Zeit scheint einen Augenblick lang stillzustehen. »Es ist grün«, sagt sie, den Blick auf den grell leuchtenden Kreis über ihnen gerichtet. Ihre Stimme klingt selbst in ihren eigenen Ohren schrill, und sie merkt, wie sich ihr Daumennagel in ihre Handfläche bohrt. »Alles okay?«, fragt Robbie, während er Gas gibt und der Wagen mit einem Ruck anfährt, die Kreuzung überquert und die Einfallstraße in Richtung Stadt erreicht. Gleich sind sie zu Hause, und sie kann raus aus dem Wagen. Der Gedanke beruhigt sie, gibt ihr ein Gefühl von Frieden. Sie stellt sich vor, wie sie am Wochenende in den Pentlands wandern gehen, wo sie schon so viele glückliche Stunden miteinander verbracht haben, und sich von der schroffen Hügellandschaft den ganzen Tag in ihren Bann ziehen lassen. Sie denkt an Ginster und Heide und den schottischen Himmel, dessen ewiges Wetter-Roulette-Rad sich über ihnen dreht. Ihr Herzschlag setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus, und sie schließt die Augen und wünscht sich, diesen Moment einfach auslöschen zu können. Dann scheint eine Fremde, die ihr Leben zerstören will, die Macht über ihren Körper zu übernehmen und sie zum Sprechen zu zwingen. »Ich muss dir etwas sagen.« Es ist, als würde alle Luft aus dem Fahrzeug gesogen, und kurz fragt sie sich, ob Robbie sie überhaupt gehört hat. »Was denn?«, fragt er, sichtlich verunsichert von ihrem plötzlichen Stimmungsumschwung. »Vielleicht sollten wir lieber warten, bis wir zu Hause sind.« »Womit? Stimmt was nicht?« Sie bringt keinen Ton heraus. Seine Anspannung ist fast mit Händen greifbar. »Was ist denn los?«, will er wissen. Er klingt so besorgt, dass sie Mühe hat, nicht die Fassung zu verlieren. Ihre Wangen brennen, und als sie die Augen öffnet und den Blick senkt, sieht sie, wie ihre Beine zittern. Gleich sind sie an der nächsten Kreuzung, hoffentlich bleibt die Ampel grün. Lass uns einfach weiterfahren. Bitte lass es nicht rot werden. Sie schielt verstohlen zu Robbie hinüber. Verkrampft umklammert er das Lenkrad, den Blick starr geradeaus gerichtet. Als sie sich der Ampel nähern, springt sie auf Gelb um, doch es ist schon zu spät, um noch sicher bremsen zu können. Dunkelgelb, hätte Robbie vermutlich an einem anderen Tag geflachst, als sie über die Kreuzung schießen. Sie spürt, wie er zu ihr herüberschaut. Im selben Augenblick nimmt sie eine Bewegung auf der Straße wahr. Irgendetwas schlittert von der anderen Seite auf ihre Spur herüber, Scheinwerfer rasen auf sie zu …

Buch Mockup Emma Steele: Die Sekunde zwischen dir und mir

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Emma Steele im Interview

Was hat dich zu "Eine Sekunde zwischen dir und mir" inspiriert?

Es begann alles mit Robbie, dem Protagonisten. Ich war fasziniert von der Idee, wie ein unbekümmerter Typ mit einem dramatischen Erlebnis umgeht. Ich will nicht zu viel verraten, aber eines Tages habe ich zwei Begriffe gegoogelt – und danach hatte ich Robbies Geschichte und die seiner großen Liebe klar vor Augen.

Wolltest du schon immer Autorin werden?

Ja. Ich habe als Kind sehr viel gelesen und kleine Bücher illustriert. Nach der Schule beschloss ich allerdings, etwas „Vernünftiges" zu studieren. Der Drang, kreativ zu sein und zu schreiben, ließ sich aber nie ganz unterdrücken. Ich bin fest davon überzeugt, dass man seinem Herzen folgen sollte. Das Leben ist zu kurz, um es nicht wenigstens zu versuchen.

Woran glaubst du?

Das ist eine große Frage. Als ich klein war, ging meine Mutter mit mir in die Kirche, während mein Vater Agnostiker war – ich befinde mich also irgendwo in der Mitte. Ich glaube schon, dass es da draußen irgendeine Art höheren Seins gibt. Und ich glaube auch, dass wir wirklich ganz gehen, wenn wir sterben.

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