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Der richtige Zeitpunkt für unseren Körper

“War wohl einfach nicht der richtige Zeitpunkt” denken alle irgendwann einmal. Doch dieser Gedanke trifft nicht nur auf Situationen zu, sondern auch auf unseren Körper. Meistens arbeiten wir gegen unsere biologische Uhr an und fragen uns, warum wir nicht konzentriert sind oder schlecht geschlafen haben. Die Antwort ist oft ganz einfach: Jede Körperfunktion hat eine Zeit, in der sie am leistungsfähigsten ist. Wir müssen sie nur kennen! Werner Bartens erklärt uns mit seinem Buch “Körperzeiten” die Rhythmen unseres Körpers.

links eine Zeichnung von einem Menschen, umkreist von einem Uhrenziffernblatt - rechts daneben der Schriftzug "Der Rhythmus unseres Körpers"

Werner Bartens – Körperzeiten

Abends zu unkonzentriert zum Arbeiten? Morgens irgendwie schmerzempfindlicher? Diese Tatsachen klingen wie selbst gewählte Ausreden, stimmen aber wirklich. Unsere Moleküle, die uns gesund machen oder antreiben, kennen verschiedene Rhythmen und Höhepunkte zu unterschiedlichen Tageszeiten, manche auch zu unterschiedlichen Jahreszeiten. Und dadurch haben auch Bewegung, Ruhe, Essen, Fasten, Konzentration, … eine Zeit, die wir kennen müssen, um nicht unermüdlich gegen unsere biologische Uhr zu arbeiten. 
Bestseller-Autor Werner Bartens zeigt mit seinem neuem Buch, wann die richtige Zeit für welche Aktivität ist. Wann sollten wir am besten trainieren? Wann schlafen gehen? Welches Organ ist wann besonders leistungsfähig? Ein absolutes Muss für alle körperbewussten Leser*innen, die auf der Grundlage von Forschungsergebnissen und medizinischem Erfahrungswissen die Zeit am besten auf den eigenen Körper abstimmen wollen. Denn es ist nie zu spät, sich die Zeit zu nehmen, die man braucht!

Zum Buch

 

Im Interview mit Werner Bartens

Zu welcher Tageszeit sollte man zum Zahnarzt gehen?
Die Kontrolle beim Zahnarzt steht wieder an? Kleiner Tipp: Lassen Sie sich einen Termin am Mittag oder besser noch am Nachmittag geben, denn es wird vermutlich erträglicher. Die Spritze, der Bohrer und erst recht die Wurzelbehandlung tun um diese Zeit weniger weh. Am frühen Morgen und dann wieder abends wäre das anders. Zu dieser Zeit sind Menschen nämlich besonders schmerzempfindlich – im Laufe des Tages reduziert sich die Sensibilität hingegen. Ist die Mittagsstunde vorüber, setzen den meisten Menschen kleine und große Torturen weniger zu. Der Unterschied ist erstaunlich. Am Nachmittag ist die Schmerzempfindung nur ungefähr ein Drittel so intensiv wie am Morgen.

Wann ist die Immunabwehr am stärksten?
Auch die Immunantwort, mit der der Körper auf eine Lungenentzündung oder andere Infektionen der Atemwege reagiert, hält sich an eine Art Stundenplan. Morgens sind die körpereigenen Abwehrkräfte noch nicht so auf Zack, nachmittags werden sie besser mit feindlichen Erregern fertig. 

Warum fühlt sich die Hinfahrt in den Urlaub länger an als die Rückfahrt?
Einerseits könnte die unterschiedliche Wahrnehmung damit zu tun haben, dass die Umgebung des eigenen Wohnorts vertrauter ist. Deshalb dauert es während der Hinfahrt länger, bis man das Gefühl hat, in eine unbekannte Gegend vorgedrungen und damit „richtig“ unterwegs zu sein. Der Rückweg beginnt hingegen in einem weniger bekannten Gebiet, und deshalb wird die Umgebung sofort als fremd wahrgenommen. Für das subjektive Gefühl der Dauer bedeutet dies, dass die Rückreise unmittelbar nach der Abfahrt beginnt, abwechslungsreicher ist und sich nicht quälend hinzieht. Andere Forscher vermuten, dass sich der Rückweg nur deswegen zumeist kürzer anfühlt, weil der Hinweg bereits endlos zu dauern schien. Man startet also mit der Erwartung, dass die Fahrt zurück erneut eine zähe Angelegenheit wird, die sich ewig hinzieht – und wird dann positiv überrascht.

Wann entsteht das Zeitgefühl?
Irgendwann in der Jugend. In jungen Jahren befinden sich viele Menschen noch im riesigen Reich des Unbestimmten und Ungefähren. Sie empfinden keine Grenzen und haben kaum Termine. Außer der Schule gibt es wenig feste Einschnitte, die den Tag oder die Woche unterteilen. Sobald der Unterricht beendet ist, kommt ihnen alles unendlich lang vor, bis sich irgendwann am Nachmittag oder Abend ein erwachsener Spielverderber meldet, dass es „höchste Zeit“ sei, zum Essen zu kommen, ins Bett zu gehen oder – noch schlimmer – endlich etwas für die Klassenarbeit zu tun. Haben Kinder schon früh vollgepackte Terminkalender, stellt sich ein Zeitgefühl zwangsläufig früher ein. 

Wie vergeht die Zeit bei Fieber?
Mit Fieber und einem in der Folge erhöhten Stoffwechsel vergeht die Zeit schneller. Wenn die Körpertemperatur steigt, wird die Zeit nicht sofort als kürzer empfunden. Ist eine gewisse Schwelle überwunden, fühlt sich jedoch alles recht flott an und die Sekunden vergehen wie im Fluge. Schon in den 1920er-Jahren begann man Messungen an Freiwilligen, um dieses Phänomen zu verstehen. Bei unterschiedlichen Temperaturen sollten Probanden abschätzen, wie lange ein Zeitintervall dauerte. Je wärmer die Umgebung oder die eigene Körpertemperatur, desto schneller kam es den Teilnehmern vor, dass die Zeit verging. Seitdem wurde dieser Befund immer wieder bestätigt – und ergänzt. So haben Freiwillige ein  beschleunigtes Zeitempfinden, wenn Temperaturen erhöht sind UND ein Abgabetermin naht und deshalb der Zeitdruck zunimmt. Wer also im Hochsommer eine Abschlussarbeit fertigstellen oder ein wichtiges Projekt vorstellen muss, hat demnach das Gefühl, dass ihm in der Hitze des Gefechts die Zeit besonders schnell zwischen den Fingern zerrinnt.

Warum sind junge Menschen ungeduldiger?
In der Jugend gibt es weniger Termine, die den Tag strukturieren und dem Individuum ein Gefühl der Begrenzung vermitteln als im Alter. Eine andere Erklärung hat damit zu tun, wie viel Lebenszeit bereits vergangen ist. Wird einem Sechsjährigen gesagt, er solle sich zehn Minuten gedulden, macht das einen weit größeren Anteil seiner bisherigen Lebenszeit aus als bei einem 60-Jährigen. Auch wenn Menschen kein lineares Empfinden für die vergehende Zeit haben, machen zehn Minuten Aufschub für den älteren Herren im Vergleich zum Grundschüler nur ein Zehntel seiner bisherigen Lebenszeit aus. Deshalb wirkt diese Zeitspanne deutlich kleiner auf ihn.